Warum eine Gemeinschaftsschule ein Maskottchen und ein Logo benötigt?
Wie ist der normale Lauf, wenn eine ganze Schule in ein neues und modernes Schulgebäude umzieht? Das Architekturbüro denkt vorab viel über Raumgeometrie und Farben nach. Hell, freundlich und offen, Farben mit positiver Emotion, aber nicht zu impulsiv, deeskalierend, beruhigend aber nicht zu kalt. Wir sind eine Umweltschule – aber soll alles grün sein? Die Wände müssen lichtdurchflutet werden, groß und weit – zeitgemäß, wie man es von moderner Architektur erwartet. Aus dem Gebäude aus dem 19. Jhd – etwas müffelig nach damaligem Erziehungsdenken und kleinteilig, von An- und Umbauten durchzogen, hinein in ein grundlegend modernes Schulklima auf dem neuen Campus im Osten der Stadt Sonneberg. Der Plan klingt einfach und ausschließlich positiv. Aber wie sehen das die Schülerinnen und Schüler? Wie erzeugt man Identität mit dem Neuen? Wie nutzt man den Schwung für weitere positive Effekte?
Um zu erfahren, wie es die Schülerinnen und Schüler empfinden, muss man versuchen, ihnen so nah wie möglich zu kommen. Somit wurde an der Gemeinschaftsschule Sonneberg beschlossen, den Innovationsprozess fortzuführen. Unter Regie von Anne Tresselt (Lehrerin für Sport und Geschichte) wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, welche sich aus Schüler(Innen) der fünften bis zur neunten Klasse besteht. Gemeinsamer Nenner: Wir wollen zusammen das Erscheinungsbild unserer Schule entwickeln. (Klingt etwas geschwollen, deshalb kann man es auch so formulieren. Wir werden Designer und gestalten ein Maskottchen und ein Logo für unsere Schule. Oder ganz kurz: „Logo macht Schule – wir sind dabei“ Man hätte es auch „Schule macht Logo“ nennen können, aber genau dies wäre eine wesentliche Verkürzung. Denn wir wollten final mehr als ein grafisches Zeichen erzielen: Corporate Identity.
Die Idee zu dieser Aktion wurde von Ute Salzer (Schulleiterin) und Jan Donnerberg (Dipl. Päd. Kunsterzieher und inzwischen Grafikdesigner, Marketingberater und CEO von Donner + Friends) bereits weit im Vorfeld des Umzuges entwickelt. Im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit des externen Beraters wurden drei Workshoptage und die Finalisierung der Ergebnisse vereinbart. Oberste Priorität sollte darin bestehen, dass die Schüler „mitgenommen werden“ – „Wir haben das Maskottchen und das Logo gemacht“. Dennoch bestand das Ziel auch darin, am Ende ein professionelles und multifunktionales Ergebnis zu erreichen, welches die Schule in allen Formen der internen und externen Kommunikation unterstützt und repräsentiert.
Warum benötigt die Schule ein Maskottchen? Welches Tier würde mit seinen Eigenschaften dem Zusammenleben positiv entsprechen? Zwischen Eichhörnchen, Eule, Ameise und Fuchs kam es zu einer Abstimmung mit dem eindeutigen Votum für den Fuchs. Schlau, listig und flink – der Fuchs wurde zum erwählten Maskottchen. Schnell und zielstrebig entstanden eine Vielzahl von Entwürfen und Skizzen. Danach wurde von Jan Donnerberg am Beispiel des kleinen Maulwurfs („Ach Jaaa“) des weltbekannten Tschechischen Zeichners Zdenek Miler demonstriert, wie die Reduzierung von der Naturform auf eine grafisch multimedial anwendbare Form entstehen muss. Hierbei musste ein wenig trockene Theorie in den Workshop eingestreut werden. Verstanden haben das die Schüler spätestens bei der Anwendung: In Gruppenarbeit erzeugten die Schüler mit ihren Handys Stopmotion-Filmsequenzen und waren dabei extrem begeistert und hoch motiviert.
Die gemeinsame Gestaltung des Schullogos wurde begleitet von vielfältigen Gesprächen über das ICH und WIR an der Schule. Wie bin ich? Was sind meine Stärken und Schwächen? Wie sollte meine Schule sein? Wie möchte ich einmal sein, wenn ich die Schule verlasse und wie kann ich mich einbringen? Dank der freundlichen Moderation von Anne Tresselt war es möglich, die Wünsche und Empfindungen der Workshopteilnehmer(Innen) herauszuarbeiten und in den Prozess der Logogestaltung einzubeziehen. Ergänzend dazu entstanden Selbstpoträts, welche die Aussagen der Schüler dokumentieren und perspektivisch als kleine Kunstwerke im Schulgebäude hängen werden.
Die Ergebnisse: 1.) Das Maskottchen ist inzwischen mehr als nur ein süßer Fuchs. Es wurde im Film lebendig, wenn auch nur in kurzen Sequenzen. Hier könnte perspektivisch ein weiteres Workshopprojekt folgen, mit dem Ziel einen richtigen Film zu erstellen. Außerdem soll er Identifikationt mit der neuen Gemeinschaftsschule stärken.
2.) Foxi (so war der demokratisch ermittelte Namenswunsch der Schülerinnen und Schüler) spricht und vermittelt für sie, aber auch für die Lehrer und nimmt die Kritiken und Anregungen im Sorgenbriefkasten entgegen. Das Maskottchen wird somit einen kleinen Beitrag zur Optimierung des Miteinanders an der Schule leisten.
3.) Das Schullogo bestimmt die visuelle Kommunikation. Es ist voller Dynamik, so wie auch eine Schule immer in Bewegung ist. Zeitlos aber auch zeitgemäß. Es ist eine Grundlage für viele weitere innovative Ideen und bestens geeignet für eine multimediale Umsetzung. Das Logo liegt in allen Dateiformen und Farbabwandlungen vor. Die Schule kann es nun perfekt für die Öffentlichkeitsarbeit einsetzen.
Aus der Arbeitsgruppe „Logo macht Schule – wir sind dabei“ ist ein kleines Kompetenzteam erwachsen. Vielleicht prägt die Arbeit am Schuldesign bei manchem Teammitglied den Berufswunsch? Oder es hat einfach Spaß gemacht. Die Ergebnisse können sich mit Sicherheit sehen lassen.
Am 29. Januar 2020 luden die Schüler der Gemeinschaftsschule zu einer Pressekonferenz. Auf dieser stellten sie ihr erarbeitetes Schullogo und das neue Maskottchen vor. Alle Schüler der Projektgruppe stellten ein Detail der Erarbeitung vor und gaben einen komplexen Rückblick auf das Projekt. Die Gäste aus dem Stadtrat, von Partnerunternehmen der Schule und die anwesenden Medienvertreter waren freudig überrascht über die professionelle Vorstellung.
Für die Schüler wurden passende Shirts entworfen, auf denen das neue Schullogo und der entstandene Fuchs abgebildet sind.
Der Fuchs wurde entwickelt, um eine Kommunikationsebene zwischen Lehrern und Schülern zu kreieren, die Vertrauen schafft.